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Gelesen in der Badner Rundschau- Ninas Leidensgeschichte



Die beiden fuhren nach Wien, um sich "Stoff" zu besorgen. Sie kauften sich die Ersatz-Droge Morphin Substidol und etwas Cannabis. In der Wohnung des Burschen konsumierten sie die Drogen. Sie starb daran, er wusste nicht, was er mit dem leblosen Körper des Mädchens anfangen sollte.

TRAISKIRCHEN - Die 14-jährige Nina kam nicht nach Hause. Am zweiten Tag erstattete die besorgte Mutter die Abgängigkeitsanzeige bei der Gendarmerie. Sie gab den Hinweis, dass ihre Tochter in letzter Zeit oft mit einem 16-jährigen Burschen zusammen war. Ihr war auch seine Adresse bekannt. Verdacht geschöpft... Die Beamten fuhren zu der Wohnnung des 16-Jährigen. Pochten, niemand öffnete, dann wurde doch die Türe einen Spalt geöffnet. Der Bursche erzählte den Beamten, dass er keine Ahnung habe, wo das Mädchen sein könnte, bei ihm wäre sie jedenfalls nicht. Die Gendarmen schöpften aber Verdacht. Während ein Kollege einen Durchsuchungsbefehl holte, blieben die anderen vor der Eingangstür stehen. Sie kamen mit dem Durchsuchungsbefehl zurück und durften nun die Wohnung betreten. Der Bursch leistete keinen Widerstand, seine Verzweiflung war ihm anzusehen. Es dauerte nur kurz, dann fanden die Gendarmen das Mädchen - zu spät, sie war bereits tot. Gestorben an den legalen Drogen. Vermutungen zum Tod Die genaue Todesursache wird erst die Obduktion ergeben. Entweder ist Nina an einer Überdosis Morphin (Substidol ist ein Morphinpräperat) oder, wenn sie schon öfter dieses Medikament gespritzt hat, könnte sie auch an einem Verschluss einer Hirnarterie gestorben sein. (Siehe auch Infobox) Der 16-Jährige sagte aus, dass er mit dem Mädchen am Vortag nach Wien gefahren sei, um sich Drogen zu besorgen. Sie kauften eben dieses Medikament, was in der Szene trendig ist. Dann schliefen sie ein... Wieder in Traiskirchen angekommen, rauchten sie etwas Canabis, öffneten die Kapseln Substidol, lösten das Medikament auf und spritzen es in ihre Armvenen. Dann schliefen sie ein. Als nun der Bursche in der Früh erwachte, fand er seine Freundin schon leblos vor. Und da pochte auch schon das erste Mal die Gendarmerie an seine Tür. Nina soll, trotz ihres jungen Alters, schon in Behandlung wegen ihrer Drogenprobleme gewesen sein. Wie war der "Freund"? Der 16-Jährige wird von einem Nachbarn als eher ruhig und hilfsbereit beschrieben. "Nur seitdem er die Hauptschule verlassen hat, hatte er sich geändert. Er wurde etwas frech. aber ich glaube, dass war sein Umgang", erzählt der Nachbar und weiter: "Er verkehrte mit wilden Typen. Den ganzen Tag war er mit dieser Clique zusammen. Er tat mir irgendwie leid, da er immer alleine war. Seine Mutter sah ich sehr selten und Geschwister hatte er auch keine. Dass er Drogen nahm, war mir klar. Sah ich ihn doch öfter mit Dealer verhandeln. Er malte auch auf sein Fenster auf die Außenwand: Drogen-Hütte." Nina als Schülerin Nina war seit heuer Schülerin der HLA in Baden. Als Schülerin wird sie von einer einstigen Lehrerin und auch von ihrem jetzigen Direktor (siehe links unten) als unauffällig beschrieben.

Substidol ist ein retardiertes Morphin, d.h. die Wirkung ist verzögert. Es wird in der Behandlung von Suchtkranken verwendet. In der EU ist Methadon immer noch das am häufigst verschriebene Medikament im Drogen-Entzug. Besonders Österreich ist ein Vorreiter bei der Verwendung von Substidol. Es wird aber sehr gerne von Süchtigen missbraucht und sie spritzen es sich. Die Hemmschwelle ist, besonders bei Jugendlichen, geringer, es kommt ja aus der Apotheke! Es ist auch deshalb so gefährlich, weil es Talkum enthält. Dieser Stoff führt, wenn er öfter gespritzt wird, zu Verklebung der Gefäße. Nina war nicht das erste Opfer...

Drogenberater Dr. Roland Mader: Ich halte sehr wenig von Ersatztherapien mit Morphinen zum Schlucken. Es kommt dabei bei den Süchtigen immer wieder zum Missbrauch und sie spritzen es sich. Das schon bekannte Methadon ist zwar auch zum Einnehmen aber es ist fast unmöglich es für eine Spritze zu missbrauchen. Solche Medikamente, wie Substidol müssten viel mehr kontrolliert werden. Der Patient dürfte dieses Medikament nur in der Apotheke einnehmen und nicht mitbekommen. Im Bezirk Baden hat man sich darauf geeinigt, dass Süchtige, die dieses Medikament bekommen zu uns, ins Anton Proksch Institut kommen müssen.

l Die heutige Jugend ist insofern bei Drogen sehr gefährdet: Es ist heute ein Leichtes, Drogen zu kaufen und sie sind auch billig. Was heute noch ein großes Problem darstellt ist die Jugendarbeitslosigkeit. Viele Jugendliche haben keine Perspektiven. Sie wissen nichts mit ihrer oft ungewollten Freizeit anzufangen, dann kommen falsche Freunde und man ist in der Drogenszene.

l Die beste Gegenmaßnahme ist Aufklärung über die Gefahren der Drogen. Schon im Kindergarten muss sie beginnen. Da geschieht noch immer zu wenig. Die Jugend will den Kick, sie sucht Abenteuer und da müssen die richtigen Wege gezeigt werden. Ganz wichtig ist auch eine intakte Familie. Der Jugendliche darf das Vertrauen zu seinen Eltern nicht verlieren.

Gerlinde Fritsch war Ninas Biologie-Lehrerin in der Hauptschule Traiskirchen. Sie erinnert sich an ihre Schülerin: "Die Nina war ein ganz nettes Mädchen, ich hab sie in der 3. und 4. Klasse unterrichtet. Sie war eigentlich eine gute Schülerin, sie ist nur gegen Ende vorigen Schuljahres etwas abgesackt." Das war im Mai und Juni 2004. Die üblichen Pubertäts-Probleme vermutete die Lehrerin. Aber: "Mit Drogen hätte ich die Nina nie in Zusammenhang gebracht. Sie hatte auch einen netten Freundeskreis, lauter Mädchen." Nina kam aus dem Gymnasium und stieg in die 2. Klasse der Hauptschule ein. Ihre Eltern waren seit einem Jahr geschieden. "Aber so viele sind geschieden," sagt die Lehrerin. Betroffenheit herrscht bei allen, die Nina kannten. Gerlinde Fritsch: "Ich will das Thema Drogen im Unterricht ansprechen, so lange der Eindruck noch frisch ist. Die Kinder sind schon sehr schockiert." Schon am Mittwoch hatte sich Ninas Drogentod in ihrer ehemaligen Schule herumgesprochen.

Hofrat Helmut Skala, Direktor der HLA Baden: Die Nina war seit September bei uns an der Schule. Als wir von ihrem Tod erfahren haben, haben wir vor allem versucht, die Klasse zu beruhigen. Die Schulärztin war in der Klasse, die SchülerInnen sind total fertig. Wir haben nicht gewusst, dass sie Kontakt mit Drogen hatte. Sie war in der Schule vollkommen unauffällig. Ihr Vater und ihre ältere Schwester waren gestern bei mir. Wir versuchen, die Einstiegsdroge - den Zigarettenkonsum - zurückzuschrauben. Die Jugendlichen fangen ja immer früher zu rauchen an. (dzt. in der großen Pause für über 16-Jährige erlaubt). Skala überlegt jetzt, ob es möglich ist, ein verstärkte psychologische Betreuung für die Schüler zu bekommen. "Der Elternverein steht da ganz auf unserer Seite, das ist allerdings auch eine Frage der Finanzierung, ich hoffe auf die Unterstützung von Stadt und Land."





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